GCC67: The Last A.P.E. - oder mit Kater zum Affen

Das darf nicht wahr sein! Erst 1 Uhr nach sehr fröhlicher Party ins Doppelstockbett gefallen und nun hocke ich 3 Stunden später in meinem stockfinsteren Zimmer und bin putzmunter. Munter ist hierbei keinesfalls gleichzusetzen mit topfit. Die Dusche schafft dem flauen Dasein keine Linderung und die Moskitoprophylaxe mit NoBite fordert heute wahre Körperbeherrschung. On Top: mein Klo ist verstopft. Ich erinnere mich an die Toiletten am Campground und beschließe Wandern zu gehen. Wasserfest und kuschlig eingepackt schleiche ich hinaus an die sehr frische Luft.

Wie war das? Dem frühen Vogel ist übel?
Wie war das? Dem frühen Vogel ist übel?

Im Baum vor dem Haus brummen schon wieder bzw. immernoch die Kolibris. Heute, so scheint es, habe ich den Park tatsächlich noch für mich. Die Luft ist kalt und Nebel hängt tief in den umliegenden Hügeln. Mehrmaliges tiefes Einatmen bringt umgehend eine Verbesserung der Gesamtsituation. Atmen hat irgendwie schon immer geholfen. Nach ein paar Schritten kann ich mich voll und ganz meinem spannenden Dschungelumfeld widmen. Eine Truppe großer schwarzer Hühnervögel kreuzt hektisch meinen Weg. An der nächsten Hütte trommelt ein Woodpecker akribisch an die Fassade. Sobald ich den Deckel vom Objektiv nehme, beschlägt die Linse und der feine Sprühregen tut das Übrige. Ein paar Versuche gebe ich mir und der Kamera, dann genieße ich die Natur, ohne diese für die Nachwelt zu digitalisieren. Zur Frühstückszeit begebe ich mich zur Kantine.

Die Stimmung beim Frühstück ist heute recht unterschiedlich. Man kann den Gesichtern fast auf die Minute genau ablesen, wer die Party wie spät verlassen hat. Herrn RebDeb sehe ich an diesem Morgen nur vorsichtig am Kaffee nippen. Die sächsischen Jungs hingegen machen einen fitten Eindruck. Wie ich erfahre, waren Werkstroll und Lennert87 selbst auf ihrem endgültigen Heimweg noch gut mit dem wirklich letzten Bier versorgt und dabei ausreichend fröhlich, um ein paar nackte Arschbomben zusammen mit dem Stadtkind DD im Pica Pau Pool zu versenken. Das live zu erleben, blieb mir in der Pousada Onca Pintada leider versagt.


GCC67 A.P.E.

Mission 4: Southern Bowl

Eine kurze Erklärung zu den projectAPE Caches für die Nicht-Cacher unter den Lesern:

Die projectAPE Caches sind eine  gesponsorte Cache-Serie zum Film "Planet der Affen" in Zusammenarbeit mit den Fox Studios. APE steht für "Alternative Primate Evolution".

 

Von den ursprünglich 13 Caches die 2001 von projectAPE gelegt wurden, ist nur noch einer aktiv: Mission 4: Southern Bowl in Brasilien, ca. 200 km südwestlich von Sao Paulo im Naturschutzgebiet Intervales State Park.

 

Dieser Fakt in Zusammenhang, dass der Cache-Typ mit einem eigenen Icon in der Statistik daher kommt, macht den Fund dieses Schatzes für Dosensucher besonders attraktiv. Für die Erstfinder enthielten die Caches bei Veröffentlichung Dinge wie z. B. Filmrequisiten, Premiere-Tickets, Coins u. a.

Die meisten APE-Caches wurden bereits vor 2005 wieder ins Archiv geschickt.

GCA4B

Mission 1: Devil's Spoon / California / USA


GCAFC

Mission 2: Club Suave / Oregon / USA


GCBA4

Return of the Planet of the Apes - Ersatz Tradi zum Original Mission 3: Grahm's Link / New York / USA


GCC67

Mission 4: Southern Bowl / Sao Paulo / Brasil


GCD35

Mission 5: Fork in the Canyon / Los Angeles / USA


GCDF3

Mission 6: Asian Arms / Japan


GCEF7

Mission 7: Crab Creek / Maryland / USA


GC1058

Mission 8: Wattle's Edge / Victoria / Australia


GC1169

Mission 9: Tunnel of Light / Washington / USA


GC12AC

Mission 10a: River Bearer / Georgia /USA


GC12AD

Mission 10b: Meridian Snake / United Kingdom


GC1412

Mission 11: Tallow's Sand / New South Wales / Australia


GC1596

Mission 12: Blind Canal / Illinois / USA



Gleich ist es soweit...

Gleich steht sie an, die kurze Wanderung mit dem Ziel, wegen dem wir alle hier sind. Es ist in einer Reisegruppe mit 33 Personen tatsächlich gar nicht so einfach, einen einigermaßen privaten Termin am Cache zu finden. Kurz vor uns ist Tampa67 aufgebrochen. Die Nachfolger waren schon am Vortag am Cache und wollen heute dutzende Coins und TBs an der Finalkoordinate loggen und für Fotos in Szene setzen. Es ist kalt und regnet recht stark, als wir die schmalen Stufen direkt an der Pousada Pica Pau nach oben stapfen zum Trilha do Mirante da Anta. Der Weg ist noch gut zu laufen, bis er nach etwa 500 Metern abzweigt. Hier wird der Trail wirklich schmal.

Wir ducken uns unter riesigem Bamboo hindurch, steigen über ein paar Baumstämme. Unter den Schuhen schmatzt der Schlamm. Die letzten 100 Meter zum A.P.E. werden gefilmt. Es entsteht ein Movie, mit dem man beim Fotoabend herrlich Freunde quälen kann: verwackelt und ziemlich uninteressant. Kurz vorm Ziel stolpert Tampa67 aus der Hecke. Ab hier beginnt die echte Suche nach dem Cache. Selbigen bekomme ich nicht mehr in Originalposition aufs Video. Vor mir die 3 Jungs. Tampa67 hat die Kiste schon hinterm Baum hervorgekramt.

 

Der Hang direkt am GCC67 ist aufgeweicht und rutschig. Leider verpasse ich bei meiner Aufzeichnung den Moment, als der Werkstroll sagt: "Und jetzt noch schön auf die Fresse fliegen!" um gleich darauf selbiges in die Tat umzusetzen, die Beinchen in die Luft zu werfen und tief in den Schlamm zu greifen. Damit ist die Konzentration auf das Wesentliche vorerst komplett dahin. Wir kümmern uns darum, den Troll wieder sauber zu bekommen, während Tampa67 inzwischen die ganze Kiste ausräumt. Die Geländelage vor Ort wird durch uns 5 nicht besser und bald bewegen wir uns ungelenk wie auf einer Rutschbahn.

Hektisch versuchen wir irgendwie alles gleichzeitig zu regeln, denn wir hören schon die nächste Gruppe näher kommen. Lennert87 kümmert sich darum, dass nicht alle Inhalte des Caches vom Regen aufgeweicht werden.

 

Ein Stempel befindet sich in der wuchtigen Ammo-Kiste. So schnell kann ich gar nicht schauen, wie der Werkstroll seinen Reisepass zückt und die rote Farbe satt in das hochoffizielle Dokument drückt. Sowas macht man doch nicht! Auch BrunoX und Lennert87 überlegen nur kurz, kramen den Pass hervor und Zack! Während ich mit Brunos Pass wedele, damit die Farbe trocknen kann, sehe ich vor dem inneren Auge meinen stets gesetzestreuen Muffmuff-Ehemann mit hochgezogenen Augenbrauen, den Zeigefinger kopfschüttelnd erhoben. "Wenn alle Deine Freunde aus dem Fenster springen, springst Du dann auch?" Ich springe: zum Rucksack und krame nun ebenfalls nach dem roten Büchlein. Mir ist schon mulmig aber das schiebe ich auf den Schlafmangel. Ich fühle mich total rebellisch, ja regelrecht anarchistisch, als die Stempelplatte sich schmatzend von der Pass-Seite löst. Na mal sehen, ob wir hier jemals wieder rauskommen!

Mit Ankunft der Nachfolger wird die Stimmung am Cache fast schon aggressiv. Ein wenig fühle ich mich ebenfalls des besonderen Moments am letzten A.P.E. beraubt. Mit einer Warteschlange und Zeitdruck hatte ich irgendwie nicht gerechnet. Trotzdem kann ich nicht anders, als das Ganze mit Humor zu betrachten. Wieder sind es erwachsene Menschen, die mitten im Wald um eine Kiste mit lauter Trödel und einem klammen Logbuch stehen. Unter Zuschauern positionieren wir uns also für verschiedene Beweisfotos auf dem glitschigen Hang.

 

Ein weiteres Mal bin ich über mich selbst schwer verwundert. Ziere ich mich sonst schon vor versifften Fahrstuhlknöpfen und klebrigen Griffen am Einkaufswagen, stülpe ich mir hier doch tatsächlich die verlauste Affenmaske über den Kopf. Ich versuche so wenig wie möglich zu atmen und Bilder von Personen im Kopf beiseite zu schieben, die bereits vor mir in der Latex-Larve gesteckt haben. "Wozu bin ich denn geimpft?",  versuche ich mir während der Fotosession Mut zu machen. Lächeln muss ich ja nicht - sieht eh keiner.

Nun schlüpfen alle meine Jungs kopfüber in den behaarten Herpesbeutel. Jeder wird zigfach zusammen mit dem orangefarbenen Logbuch und dem Cache-Behälter von mehreren Handtelefonen abgelichtet. 

Trotz leichten Unwohlseins, welches vom Vorabend noch unbarmherzig durch den Körper schwappt, geht Eines gar nicht: Am GCC67 ohne A.P.E.-Bier! Für den genau abgezählten Vorrat hat mal wieder Lennert gesorgt. Die Dosen sind schnell geöffnet, doch das kalte Getränk verhält sich zumindest in meinem Hals heute recht sperrig und reicht für den gesamten Rückweg zum Camp. Es folgt nun hier der Log-Proof:

Guck! Rechts oben - Die Muffmuffs! Yeah!
Guck! Rechts oben - Die Muffmuffs! Yeah!

Good Bye Intervales

Leider verlassen wir heute den Park. Mir ist klar, dass eine Woche Brasilien ein sehr kleines Zeitfenster ist. Allein im Intervales hätte man gut eine Woche zubringen können. Zahlreiche Wanderwege und die Artenvielfalt bieten Stoff für mehr Abenteuer. Meinen Koffer habe ich bereits früh um 4 Uhr gepackt. Nun stehe ich mit einigen anderen vor der Pousada Onca Pintada und warte auf den Bus. An diesem Morgen ist eine weitere Gruppe zur Gruta do Fendão aufgebrochen. Optimistisch hat man auch ihnen versprochen, dass die Tour mit den paar Leuten in 3 Stunden machbar wäre. Nach über einer Stunde Rumstehen merken wir, dass dem nicht so ist. Ich wandere zu meiner A.P.E.-Gang. Auf der gemütlichen Pica Pau Terasse wartet es sich entspannter.

 

Dann rollt der Bus vor. Tadeu und Eluane sind zur Kantine gekommen, um uns zum Abschied zu winken. Eluane sieht heute selbst mit ihrem bunten Signal-Frosch auf dem Schal nicht sonderlich fit aus. Wir rumpeln die Straße aus dem Urwald hinaus. Unterwegs sammeln wir noch Manwe und swamaberlin ein. Die beiden sind vorweg gelaufen, um für das Team LSD noch ein paar Dosen des A.P.E.-Powertrails einzusammeln. Die beiden sind erstaunlich weit gekommen und werden mit Applaus an Bord des Busses aufgenommen.

 

Weiter geht die Reise. Weil Lennert und BrunoX mich während der Reise erstaunlich gut ertragen, meist sehr freundlich sind und allzeit gut auf mich Acht geben... naja und weil ich kalte Hände habe und die beiden vor uns im Bus sitzen, verteile ich großzügig Nackenmassagen. Gar nicht so einfach bei der holprigen Strecke. Außerdem soll diese Aktion bei einem mitreisenden Waldpirat doch erheblich für Verwirrung gesorgt haben: Je t'aime, wer mit wem? Gut, dass er später nochmal nachgefragt hat - ansonsten bleibt sowieso alles in Brasilien.

Pirituba Canyon

Bevor wir die komplette Nacht hindurch ans Dreiländereck fahren, legen wir einen kurzen Stop am Pirituba Canyon ein. Die Verspätung hat uns für dieses sehenswerte Stück Erde einiges an Zeit gekostet. Fakt ist und das konnte man schon ahnen: eine Woche ist nicht viel! Wir haben zwei Stunden zur freien Verfügung. Der Weg zum Canyon ist recht lang und dauert alleine schon etwa 45 Minuten. Auf dem Weg dorthin liegen noch einige Earth-Caches. Da überall schon Leute hocken, lesen und analysieren, bin ich egoistisch und laufe weiter zum Canyon. Während der gesamten Reise kann ich mich nicht mit der Gruppen-Cacherei anfreunden. Das ist Zuhause schon nicht mein Ding. Aufgrund der vielen Sehenswürdigkeiten sterbe ich jedoch deswegen nicht an Herzdrücken. Die anderen haben Spaß und ich hoffe meine diesbezügliche Teilnahmslosigkeit geht niemanden gegen den Strich.

 

Nach einem straffen Fußmarsch wird der Boden immer mehr zu Sandstein. Erst ziemlich hell, dann immer dunkler. Der Untergrund hat ordentlich Grip und erinnert mich an alte Lavafelder auf Island. So wie wir aus dem Wald heraustreten, tut sich vor uns der Canyon auf. Darüber kreisen am schwer grau bewölkten Himmel große schwarze Vögel. Was für Tiere das genau sind, kann ich nicht sagen, aber Geyer würden ganz gut in mein Bild dazu passen. Da wir wenig Zeit haben, sehen wir zu, dass wir an jede erreichbare Felskante kommen und wenigsten ein Foto in jede Richtung abfeuern. Am Ende werden es dutzende Bilder. Seht selbst.

Beinahe hätten wir verpasst, dass es am Pirituba auch noch einen Wasserfall gibt. Fast im Dauerlauf begebe ich mich zusammen mit dem Werkstroll auf den Trail dorthin. Es wird schon langsam dunkel. Auch hier auf der gut gefüllten Plattform bleiben nur ein paar Minuten zum Schauen. Der Rückweg ist lang. Die Kopflampe befindet sich längst wieder im Koffer. Im Stechschritt stürzen wir zwei durch den Wald, Richtung Bus. Ein gutes Work Out für die nun folgende Nachtfahrt. Bevor jeder so ein bisschen für sich wegdöst, gibt es noch ein Bierchen. Nur ich döse nicht weg. Verdammte Axt, warum kann ich eigentlich in keinem Bus und keinem Flugzeug der Welt schlafen! Wer nocheinmal sehen möchte, wie man nach einer halben Nacht im Bus aussieht, der findet nachfolgend die letzten beiden herzigen Motive für den Tag.

Nach etwa 5 Stunden Fahrt entern entschlossene Reiseteilnehmer das Cockpit und zwingen die Busfahrer zu einer Pause. Wem nicht schon im Bus der sprichwörtliche Arsch abgefroren ist, dem ziehen sich spätestens beim Aussteigen alle Poren zusammen. Das Brasilien so erfrischend sein würde, hat niemand geahnt. Bibbernd und verschlafen stehen über 20 Geocacher mitten in der Nacht am Buffet einer Raststätte und schaufeln sich wahllos Essen auf den Teller. Auch ein typisches Bild: wer nicht gerade isst, der glotzt aufs Handy und nutzt das W-LAN, welches wirklich in allen Raststätten, Gaststätten, Parks und Shops zur Verfügung steht. Ganz wichtig ist es ebenfalls, die Türen mit der Beschriftung "masculino" und in meinem Fall "feminino" nicht zu verpassen. Bereits bei unserer Fahrt von Sao Paulo zum Intervales hatte ich eine Nase in die Bord-Toilette geworfen und schnell festgestellt: "Geht nicht!". Nun steige ich wieder in den Bus, um morgen in Foz de Iguazú, einer Stadt in Brasilien im Südwesten des Bundesstaates Paraná wieder auszusteigen.

 

Gute Nacht. Danke fürs Lesen.

 

Die Führung im "Threads kommentieren" hat aktuell eugenkrf. Ich überlege mir, ein Gewinnspiel daraus zu machen. Kommentare fetzen, vorallem weil es mein erster Blog ist! Also traut Euch.



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Kommentare: 3
  • #1

    Kuchen-Kurt (Mittwoch, 12 Oktober 2016 19:17)

    Bei diesem Gewinnspiel mache ich doch glatt mit

  • #2

    eugenkrf (Mittwoch, 12 Oktober 2016 20:10)

    Das war von Kuchen-Kurt unter #1 ja nur ein leicht erweiterter "TFTC" - Mini-Log. Ich wusste vor Schreck gar nicht mehr genau die Abkürzung dafür. Mr. Google hat mir geholfen mit "Thanks For The Cache". :-D
    Ich freue mich schon auf die Preise für das Gewinnspiel. Ich hoffe nicht, dass es Pokemons sind. Wobei, dann würden viele Mitglieder des Teams LSD kommentieren was das Zeug hält. ;-)

  • #3

    Frau Muffmuff (Mittwoch, 12 Oktober 2016 21:03)

    Beim Preis hatte ich an einen schmucken Toin gedacht - eine Mischung aus Token und Coin :-)